Anlässlich der Stolpersteinverlegung für die Familie Kuppenheim – Stolpersteine erinnern an jüdische Opfer des Nationalsozialismus – fand in der Villa ten Hompel eine Gedenkveranstaltung des Vereins „Spuren finden“ statt. Julie Hoffmann und Levke Linder, Schülerinnen der Jahrgangsstufe Q 1, übernahmen es dabei, ein Gedenkblatt für Ursula Kuppenheim zu gestalten und vorzutragen. Sie hatten einen fiktiven Brief Ursulas an ihren nach Ecuador geflohenen Vater geschrieben. Ursula Kuppenheim galt als „Mischling 1. Grades“ – so die Nazi-Diktion –, also ein Kind mit einem jüdischen Elternteil. Sie selbst war wie ihre Mutter evangelisch. Trotzdem musste sie sich im letzten Kriegsjahr vor den Nazis auf im Umland Münsters liegenden Bauernhöfen verstecken, um der drohenden Deportation zu entgehen. Und schon in den Jahren davor waren sie und ihre Familie immer wieder den Schikanen des NS-Regimes ausgesetzt, zum Beispiel durfte Ursula Kuppenheim ihre Schulzeit nicht wie geplant durchlaufen. Erst nach dem Krieg konnte sie ihre Schullaufbahn an der Vorgängerschule des WHG in Sendenhorst wieder aufnehmen. 1948 verließ sie mit ihrer Mutter Deutschland, um ihren Vater, den sie acht quälend lange Jahre nicht gesehen hatte, wiederzutreffen.
Julies und Levkes Beitrag empfanden die anwesenden Nachfahren Ursula Kuppenheims nach eigenem Bekunden als sehr berührend – Jugendliche im heutigen Deutschland, selbst natürlich unbeteiligt und unbelastet, beweisen ihre historische Verantwortung auch für die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte.
H.-J. Trütken-Kirsch