Nur einer ausgesprochen glücklichen Fügung ist es zu verdanken, dass die heute 82jährige Dr. Eva Umlauf vor Schülerinnen und Schülern des WHG ihre Lebensgeschichte erzählen kann: In einem Arbeitslager für Juden in der Slowakei unter schwierigsten Bedingungen im Winter 1942 geboren wurde sie mit ihrer Mutter Ende Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. Wegen des Vorrückens der Roten Armee begannen die Nazis in diesen Tagen mit der Räumung des Konzentrationslagers, und auch die Vergasungen waren eingestellt worden. Einzig diesem Umstand verdanken sie und ihre Mutter ihr Leben. Dem Grauen entkommen kehrt sie zunächst in ihre Heimat in der Nähe Bratislavas zurück, beginnt mit ihrem Medizinstudium und übersiedelt Ende der 60er Jahre aus der CSSR in die Bundesrepublik. Sie arbeitet zunächst als Kinderärztin und später als Psychotherapeutin in München, gründet eine eigene Familie und lebte dort mit ihren drei Kindern.
Die traumatischen Erlebnisse im Arbeitslager Novaky und das Grauen im Vernichtungslager Auschwitz sind für die Mutter ein Tabu. Lange spricht auch Eva Umlauf nicht über das Thema – dabei wird ihr zunehmend bewusst, dass die Monate in Auschwitz ihr ganzes Leben beeinflusst haben. Sie spricht von einer „Gefühls-Erbschaft“, die ihr von ihrer das Trauma beschweigenden Mutter hinterlassen worden ist. Auch wenn sie damit nicht klassische Zeitzeugin mit bewussten Erinnerungen an Auschwitz ist, will sie doch Zeugnis ablegen. Denn als ein Bindeglied zwischen der Generation ihrer Mutter und der folgenden sieht sie sich in der Pflicht, die Erinnerung an die Shoah wachzuhalten. Seit 2011 geht sie mit ihrer Lebensgeschichte an die Öffentlichkeit. Und gerade heute weiß sie sich durch den neuen Rechtsruck auch bei uns in der Bundesrepublik bestätigt in ihrem Engagement für Demokratie und vor dem Hintergrund eines wieder aufflammenden Antisemitismus bestärkt in ihrer Verantwortung für ein „Nie Wieder“.
H.-J. Trütken-Kirsch